WIR KOMMENTIEREN JENS JESSEN: SPRENGSTOFF LEITKULTUR

10.09.2016

WIR KOMMENTIEREN JENS JESSEN: SPRENGSTOFF LEITKULTUR

Jens Jessen war bis 2014 Ressortleiter des Feuilletons der Wochenzeitung DIE ZEIT. Damit gehört er zu den renommiertesten Journalisten Deutschlands. Jetzt hat er sich zum von der AfD vertretenen Konzept der deutschen Leitkultur geäußert, und man kann davon ausgehen, dass der linksliberale Journalismus in Deutschland zu diesem Thema nicht mehr zu bieten hat. Deshalb ist sein Artikel exemplarisch, und unser Kommentar auch. Sind wir also gespannt und lassen Jessen ausführlich zu Wort kommen.

————— JESSEN —————

„Vielleicht haben wir uns schon zu lange an den Begriff der Leitkultur gewöhnt, um dessen volle Sprengkraft zu ermessen. Er war bereits vor der AfD im Umlauf, aber SEINE FRÜHEN VERFECHTER HABEN SICH STETS MIT DEM HINWEIS BEEILT, IM WESENTLICHEN VERFASSUNGS-UND GESETZESTREUE ZU MEINEN. Und tatsächlich ist damit auch schon vieles, was zumal von Muslimen immer befürchtet wird, ausgeschlossen: Zwangs- und Kinderehen, Entrechtung der Frau, Ehrenmorde, Scharia als Paralleljustiz. Nichts davon erlauben unsere Gesetze. Auch Vergewaltigungen oder die Diebstahldelikte, die anderen Einwanderergruppen unterstellt werden, sind verboten: Man schämt sich, darauf hinzuweisen. Kurzum: WENN ES NUR DARUM GINGE, VERSTÖSSE GEGEN UNSERE RECHTSORDNUNG AUSZUSCHLIESSEN, FÜR DEREN AHNDUNG POLIZEI UND STRAFJUSTIZ BEREITSTEHEN -WOZU DANN DER BEGRIFF DER KULTUR?“

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KOMMENTAR:

Es geht tatsächlich nicht nur darum, Verstöße gegen unsere Rechtsordnung auszuschließen, für deren Ahndung Polizei und Strafjustiz bereitstehen, aber darum geht es AUCH, und es wäre schon viel gewonnen, wenn diese funktionieren würden. Tun sie aber nicht.

Aber nehmen wir doch mal die von Jessen genannten Beispiele.

Zunächst das Beispiel der Zwangs- und Kinderehen, und was stellen wir fest? Kinderehen werden in Deutschland geduldet. An Zwangsehen wagt man sich nicht heran.

Oder die Entrechtung der Frau: Sie wird unter unseren Augen gelebt, wenn Männer bestimmen, ob ihre Frauen arbeiten dürfen; wenn Mädchen und Frauen gegen ihren Willen der islamischen Kleiderordnung folgen und zum Beispiel Kopftuch oder Burkini tragen müssen oder gleich gar nicht ins Freibad dürfen; wenn junge Mädchen zwangsverheiratet werden; wenn Frauen ihre körperliche und sexuelle Selbstbestimmung verweigert wird; wenn der Bruder als Anstandswauwau mitgehen muss, wenn das muslimische Mädchen mal in die Eisdiele will, aber so weit kommt es meistens gar nicht; wenn die Familie Freundschaften mit Jungen untersagt, erst recht, wenn es sich um sogenannte Ungläubige handelt; wenn Frauen schweigen müssen, wenn Männer die Dinge untereinander regeln; usw.

Oder Scharia als Paralleljustiz. Das gibt es und wird nicht unterbunden.

Oder Massenvergewaltigungen. Bisher ist erst ein einziger Täter von der Kölner Domplatte wegen eines Sexualdeliktes verurteilt worden. Ein einziger!

Sollte alles nicht sein, ist aber so.

Woran liegt das? Zum einen an objektiven Schwierigkeiten der Ermittlung. Zum anderen an einer laschen Gesetzgebung und Justiz, deren Verschärfung und Effektivierung von Leuten wie Jessen aber konsequent hintertrieben wird. Zum dritten und vor allem aber daran, dass solche Delikte als kulturelle Eigenheiten geduldet und wahrgenommen statt als Straftaten verfolgt zu werden. Und das hängt wiederum mit einem gesellschaftlichen Klima zusammen, das Leute wie Herr Jessen schüren, und das jedes Vorgehen gegen Muslime als Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie denunziert. Das Problem ist, dass alle diese Dinge zwar juristisch verboten sein mögen, dass aber die Umsetzung selbst dort nicht stattfindet, wo sie möglich wäre. Die linksliberale Politkorrektness hat es fertig gebracht, doppelte Standards für Muslime und biodeutsche Nichtmuslime in Deutschland zu etablieren.

Deshalb ist es scheinheilig, so zu tun, als ginge es um bloße Justizsachen, die eigentlich schon geregelt wären, wo es in Wirklichkeit um die politkorrekte Einschränkung des Rechtsstaats und um gelebtes gesetzwidriges Multikulti geht.

————— JESSEN FORTSETZUNG 1 —————

„ABER HEIMLICH WAR NATÜRLICH IMMER VIEL MEHR GEMEINT: SITTEN, LEBENSWEISEN, TRADITIONEN, BRAUCHTUM UND GEWOHNHEITEN. Und wer wollte bestreiten, dass es solche in einer Bevölkerung gibt? Das Gift kommt in den Begriff durch die Vorstellung, dass diese Gewohnheiten oder einige von ihnen als leitend gedacht werden sollen. Damit stellt sich sofort die Frage: Welche sollten das sein? Das Oktoberfest oder das philharmonische Konzert? Pop oder Klassik? Die Schweinshaxe oder das vegetarische Haselnussbratlett? Die Mutter am Herd oder die Karrierefrau? Der Fußballer oder der Nerd in der Bibliothek? Ganz allgemein: Bildung oder Bildungshass? Fernsehen oder Buch? Oder fataler: Religion oder Atheismus?“

————— KOMMENTAR FORTSETZUNG 1 —————

Gemeint waren immer

– unsere europäisch- deutschen WERTE, die auf Christentum und Aufklärung beruhen, wobei das Christentum einen Prozess der Aufklärung durchgemacht hat

– unsere Sitten, Lebensweisen, Traditionen, Brauchtum und Gewohnheiten, die auf unseren Werten beruhen

Welche Sitten, Lebensweisen, Traditionen usw.? ALLE von Jessen beschriebenen zusammen! Sie gehören alle zusammen in ihrer Vielfalt zur europäisch- deutschen Kultur. Diese ist nicht nur vielfältig, sondern auch sehr gegensätzlich, europäisch-deutsch, aber nicht islamisch.

————— JESSEN FORTSETZUNG 2 —————

„DIE WAHRHEIT ÜBER UNSERE GESELLSCHAFT HEISST: ES GIBT KEINE FAKTISCH LEITENDE KULTUR. ES GIBT NOCH NICHT EINMAL LEITENDE TISCHSITTEN. Deutsch ist es ebenso sehr, mit Fingern vom Pappteller zu essen wie mit Silberbesteck von Meißener Porzellan. Zu den Kulturen im engeren Sinne kommen die dramatisch verschiedenen Herkunfts- und Erziehungswelten. Gehört der Blazer zur Leitkultur oder die Jogginghose? Spricht man Dialekt oder Hochsprache? Steht man auf, wenn eine Dame an den Tisch tritt? Wo lässt sich überhaupt der Begriff der Dame noch verwenden? Es gibt die Milieus, die antiquiert genug dafür sind – ebenso wie jene, in denen die bourgeoisen Relikte gehasst werden. Und übrigens: Auch das christliche Abendland wimmelt von Atheisten, auch diese blicken auf eine vielhundertjährige Tradition zurück.

DEUTSCHLAND BESTEHT SEIT GENERATIONEN, auf jeden Fall schon lange vor der Ankunft einer nennenswerten Menge von Fremden, AUS EINER VIELZAHL VON PARALLELGESELLSCHAFTEN. Sie verstehen sich nur mühsam, manche hassen sich, die meisten ertragen einander seufzend. Es gibt Familien mit faschistischer und Familien mit antifaschistischer Vergangenheit. Es gibt kommunistische und antikommunistische, katholische und protestantische Traditionen. Sie alle schlagen sich auch in Habitus und Lebensgewohnheiten nieder. Das Tattoo markiert nur eine der aktuellen Scheidelinien, an denen das gegenseitige Verständnis endet. Warum sollte der Schleier so viel schlimmer sein?“

————— KOMMENTAR FORTSETZUNG 2 —————

Richtig ist: Verschiedene Milieus in Deutschland mögen sich nicht besonders, ja lehnen sich bis hin zu offener Feindschaft ab. Trotzdem gehören sie alle zu uns und unserer Kultur, und zwar, weil sie auf unseren grundsätzlichen Werte basieren. Dasselbe gilt für Subkulturen. Deshalb sind und bleiben es aber MILIEUS und SUBKULTUREN und keine PARALLELGESELLSCHAFTEN. Letztere zeichnen sich durch grundsätzlich unterschiedliche Wertesysteme aus, während Milieus und Subkulturen sich im Hinblick auf ihre Werte nur partiell und normalerweise geringfügig unterscheiden.

Auch wenn Anhänger klassischer Musik und solche der Volksmusik mit der jeweils anderen Musik und ihren Anhängern vielleicht nicht viel anfangen können, so haben sie doch gemeinsame Grundüberzeugungen und stellen die Gleichberechtigung von Mann und Frau nicht infrage. Wer mit Fingern vom Pappteller isst, teilt normalerweise mit dem Nutzer von Porzellan und Silberbesteck die Überzeugung, dass der Staat pluralistisch organisiert sein muss. Der Blazerträger wie der Träger der Jogginghose teilen vermutlich die Überzeugung von der Gleichberechtigung von Mann und Frau, manchmal tragen sie das eine und das andere. Wer als Deutscher hochdeutsch spricht, ist wahrscheinlich wie der Dialektsprecher der Meinung, dass Religionsgesetze niemals über weltlichen Gesetzen stehen dürfen. Wer meint, dass man aufsteht, wenn eine Dame an den Tisch tritt, hält Frau und Mann ebenso für gleichberechtigt wie einer, der sitzen bleibt, letzterer hat vielleicht nur ein anderes Verständnis von Höflichkeit. Und auch ungehobelte Leute lehnen wie wohlerzogene vermutlich das Hand- und Beinabhacken als Strafe für Diebstähle ab, weil er an das Recht auf körperliche Unversehrtheit glaubt.

Mit anderen Worten: Was Herr Jessen nicht begreift, ist, dass die Vielfältigkeit und Gegensätzlichkeit unserer Kultur zusammengehalten wird durch übergreifende gemeinsame Überzeugungen wie Menschenrechte, Demokratie, Toleranz, Gewaltfreiheit im politischen Diskurs, säkularer Staat, säkulare Gesetze als höchste Instanz, kein religiöses Recht darüber, Gleichberechtigung der Frau, Freiheit von Forschung und Lehre, rationale Diskussionskultur, und und und. Dass es aber Kulturen gibt, die all dies völlig anders sehen, weil sie völlig andere Werte vertreten, und dass dies zu schweren gesellschaftlichen und politischen Verwerfungen führen muss, wenn die Zahl dieser Leute zunimmt und ein beherrschbares Maß überschreitet.

————— JESSEN FORTSETZUNG 3 —————

„Denn der Multikulturalismus, mag man ihn mögen oder nicht, ist gerade keine Ideologie (mehr), er ist Realität. Indem man ihn aber als These deklariert, also als etwas, was sich auch verwerfen lässt, gibt man zu verstehen, dass auch die Realität gegebenenfalls verworfen werden kann oder muss.“

————— KOMMENTAR FORTSETZUNG 3 ————–

Doch, Multikulti IST eine Ideologie, die Ideologie des Kulturrelativismus, die besagt, jede Kultur sei gleich viel wert, plus der Glaube, jede Kultur könne mit der anderen friedlich zusammenleben.

Leider ist Multikulti aber auch schon REALITÄT, und das muss in der Tat wieder rückgängig gemacht werden, denn Deutschland ist unser Land, hier gelten unsere Regeln.

————— JESSEN FORTSETZUNG 4 —————

„Von dieser vorgeblichen Ideologie (der sozialen Realität) behauptet die AfD weiter, dass sie „importierte kulturelle Strömungen auf geschichtsblinde Weise der einheimischen Kultur gleichstellt und deren Werte damit zutiefst relativiert“. Die Relativierung ist richtig gesehen, sie ist ja auch der Kern der Wut. Von Geschichtsblindheit kann indes keine Rede sein. Seit Jahrhunderten sind gesellschaftliche Strömungen importiert worden, man denke nur an französische Sitten und Ideen im 18. oder englische Sitten und Denkstile im 19. Jahrhundert. Sie sind der einheimischen Kultur nicht nur gleichgestellt, sondern übergeordnet worden. Ohne sie ist die kulturelle Physiognomie Deutschlands, auch in einem nostalgischen Sinne, gar nicht denkbar; von dem Import des Lateinischen und des Christentums Jahrhunderte zuvor ganz zu schweigen.“

————— KOMMENTAR FORTSETZUNG 4 —————

Hier beweist der Mann, dass er den europäischen Charkter der deutschen Kultur nicht begriffen hat. Die deutsche Kultur ist eine Variante der übergeordneten europäischen Kultur bzw. Zivilisation. Die europäischen Kulturen haben sich immer gegenseitig beeinflusst, ideell und auch personell, und das war gut so. Es lässt sich aber nicht mit der massenhaften Einwanderung von Muslime in unseren Kulturkreis und unsere Sozialsysteme vergleichen. Muslime haben eine andere Kultur, ein anderes Selbstverständnis, andere Konflikte, und das lässt sich nicht mit bisheriger gegenseitiger kultureller Beeinflussung vergleichen.

————— JESSEN FORTSETZUNG 5 —————

„Aber es kommt noch beängstigender: Die Kulturimporte „betrachtet die AfD als ernste Bedrohung für den sozialen Frieden und für den Fortbestand der Nation als kulturelle Einheit“. Diese Einheit existiert zwar nicht, aber indem die AfD so tut, als gebe es einen Anspruch darauf, der jetzt gefährdet sei, formuliert sie zugleich ihren Anspruch, diese Einheit gegebenenfalls „für den sozialen Frieden“ herzustellen.“

————— KOMMENTAR FORTSETZUNG 5 —————

Doch, diese Einheit gibt es, wie oben beschrieben. Wir sind eine kulturell vielfältige, sogar kulturell widersprüchliche Kultur, aber eben auf der Basis überwiegend gemeinsamer kultureller Werte. Muslimische Massenzuwanderung gefährdet diese.

————— JESSEN FORTSETZUNG 6 —————

Die „deutsche kulturelle Identität“ ist jedenfalls nicht als Beschreibung eines Zustandes denkbar, sondern nur als Kampfziel – als kulturelle Gleichschaltung für den sozialen Frieden. Wer hier befriedet werden soll und mit welcher Version von deutscher Identität, ist dem Parteiprogramm nicht zu entnehmen. Man kann es sich kaum anders denn als dumpfeste Wirtshauskultur für tätowierte Skinheads vorstellen.“

————— KOMMENTAR FORTSETZUNG 6 —————

Jetzt benutzt er bewusst denunziatorisch den mit den Nazis verbundenen Begriff der Gleichschaltung, wo es in Wirklichkeit um kulturelle Selbstverteidigung geht.

——————-JESSEN FORTSETZUNG 7 —————

„Wer also soll integriert werden? Es wird Zeit, dass wir jenseits der Flüchtlingsfrage die wahren Adressaten der AfD-Kampfansage erkennen. Wir alle sind es – wir Intellektuellen, wir Schwulen, wir emanzipierten Frauen, Sozialdemokraten, Grünen, Linken, Porzellanbürger und Vornehmtuer, Nichtfußballer und Schweinshaxn-Verabscheuer, wir Träumer und Bücherleser und Importeure kultureller Strömungen: alle Deutschen mithin, die nicht an der kulturellen Einheit, sondern an der kulturellen Vielfalt arbeiten.“

————— KOMMENTAR FORTSETZUNG 7 —————

Das ist die Schlussfolgerung aus falschen Auffassungen. Wenn das Widersprüchliche und Vielfältige Teil der deutschen Kultur sind, und wenn es das ausdrückliche Ziel der AfD ist, diese Vielfalt der deutschen Kultur zu bewahren und zu verteidigen, wäre es unlogisch, deren Vertreter „gleichzuschalten“, denn das meint Jessen mit dem Wort „integrieren“.

Was allerdings eine Voraussetzung für das Überleben der europäisch- deutschen Kultur gegenüber einem kulturell völlig anders gearteten vormodernen Islam ist, ist die ENTMACHTUNG dieser kulturrelativistischen Ideologie und Politik, kurz die Entmachtung der gegenwärtig Etablierten. Das bedeutet keinerlei Gleichschaltung, sondern eine Verschiebung der Gewichte hin zur erfolgreichen kulturellen Selbstbehauptung.

Und Entmachtung fürchtet Jessen. Er verteidigt die Deutungshoheit der Etablierten, zu denen er führend gehört, aber die Zeit arbeitet gegen ihn, denn die Probleme mit dem erstarkenden Islam wachsen, und Leute wie er sind daran maßgeblich mit schuldig.

http://www.zeit.de/2016/40/afd-kulturelle-einheit-deutsche-lebensweise-bedrohung

Zum originalen Beitrag auf Facebook:

https://www.facebook.com/AfD.Kv.Bodensee/posts/935459086586813:0